[ Pobierz całość w formacie PDF ]
wie zerschrammtes Leder und sein Haar erschreckend weiß ist, ein
anderer wirkt gerade mal zehn Jahre älter als ich. Nichtsdestoweni-
ger sind sie alle mehrere Jahrhunderte alt, auch wenn sie vielleicht
nicht so wirken es hängt nur davon ab, wie oft sie auf Erdenmis-
sionen geschickt wurden.
Ich gehe zu einem viel kleineren Tisch in der Mitte des Raums
hinüber, wo bereits der Ifrit steht. Wir wechseln einen Blick, als ich
mich neben ihn stelle. Einer der Ältesten der mit der ledrigen
Haut richtet seine trüben Augen auf mich. Ich verbeuge mich in
209/230
seine Richtung, um ihnen mitzuteilen, dass ich bereit bin anzufan-
gen. So bereit ich je sein werde zumindest.
»Beginnen wir also, ja?«, sagt der Mann, und seine Stimme ist
kaum lauter als ein Flüstern. Er ist der Älteste von allen und sitzt in
der Mitte des Tischs. Nun legt er den Kopf zurück, um mich unter
raupenartigen weißen Augenbrauen hervor ansehen zu können.
»Du hast«, er blickt auf eine Liste hinunter, und trotz der dicken
Augenbrauen kann ich erkennen, wie seine Augen weit werden an-
gesichts der Zahl der Vergehen, »alle drei Vorschriften gebrochen.
Und zwar mehrere Male.« Der Älteste beginnt meine Verstöße
vorzulesen, wobei er sich zugleich mit einem Bleistift an der Liste
entlangklopft. Er blättert zur nächsten Seite um, seufzt laut und
blickt mit ungläubigem Gesichtsausdruck auf. »Was hast du zu
deiner Verteidigung vorzubringen?«
»Nichts«, sage ich, während ich die Hände seitlich ausstrecke,
»gar nichts. Das heißt, außer dass sie mir befohlen hat, sie mit ihr-
em Vornamen anzureden, das sollte daher eigentlich nicht zählen.
Und sie hat mir einmal auch befohlen, sichtbar zu sein, also & das
dann wohl auch nicht.«
Der ledrige Älteste wirkt erfreut. »Ah, gut. Das reduziert das
Ganze dann also schon auf & « Er blickt wieder auf die Liste, und
der erfreute Ausdruck verfliegt, dann seufzt er wieder und greift
sich mit der Hand an die Stirn.
»Warum hast du die Vorschriften bei all den anderen Gelegen-
heiten gebrochen? Also dann, wenn es keine direkten Anweisungen
waren?«, fragt der am jüngsten aussehende Älteste. Seine Stimme
klingt laut und energisch, verglichen mit dem Flüstern des ledrigen
Ältesten.
Ich hole tief Atem. »Mit Absicht. Es war meine Entscheidung, sie
zu brechen.«
Eine der Dschinn-Ältesten verschränkt die Arme vor der Brust.
»Es ist nicht unsere Art, ein Teil ihrer Welt sein zu wollen, so wie
du es versucht hast. Die drei Vorschriften sind zu dem Zweck in
Kraft, nicht nur dich zu schützen, sondern auch den Rest von uns.
210/230
Du hast unsere gesamte Existenz gefährdet. Willst du dafür verant-
wortlich sein, dass sich das Wissen um uns in der Menschenwelt
verbreitet? Dass deine Dschinn-Gefährten tagtäglich von habgieri-
gen Sterblichen aus unserer Welt herausgerissen werden können?«
»Nein«, sage ich leise.
»Er sollte gebannt werden«, sagt einer der Ältesten mit einem
kalten, starrenden Blick in meine Richtung. »Er muss uns für seine
Handlungsweise entschädigen.« Ein anderer Ältester stimmt zu
und dann ein weiterer.
Gebannt. Allein und in irgendeinem sterblichen Gegenstand
eingesperrt. Ich will nicht allein sein. Mir beginnt schwindlig zu
werden, während die übrigen Ältesten ihre Ansichten kundtun.
»Er hat vorher noch niemals gegen die Vorschriften verstoßen«,
sagt ein jüngerer Ältester.
»Dafür hat er dieses Mal gleich mehrere gebrochen!«, antwortet
ein anderer.
»Wobei die Anzahl schon stark reduziert ist, wenn man bedenkt,
dass seine Herrin ihn inzwischen vergessen hat.«
»Nichtsdestoweniger sollte er gebannt werden, damit er die Trag-
weite seiner Handlungsweise versteht.«
»Er ist noch sehr jung. Ein einziger Fehler rechtfertigt nicht, ihm
Jahre seines Lebens zu nehmen. Bevor wir die Einhaltung des Pro-
tokolls so gründlich überwacht haben, haben wir alle genauso oft
gegen es verstoßen.«
»Ich habe mit Sicherheit nie so viele Regeln gebrochen.«
»Es ist einfach so gebannt zu werden ist eine ziemlich harte
Strafe für einen Ersttäter.«
Der ledrige Älteste unterbricht das allgemeine Geschnatter. »Gibt
es denn Gegenvorschläge, wie er seine Schuld uns gegenüber beg-
leichen könnte?«
Niemand antwortet. Eine der weiblichen Ältesten wirft mir einen
angewiderten Blick zu.
211/230
»Ich habe einen«, sagt eine Stimme, die wie warmes Wasser über
meinen erstarrten Körper fließt. Der Ifrit sieht mich nicht an dabei,
sein Gesichtsausdruck ist fest und ruhig.
»Und der wäre?«, fragt der ledrige Älteste.
Der Ifrit zieht seine Jacke glatt. »Trotz der Tatsache, dass er
während seiner Erdenmission Fehlentscheidungen getroffen hat,
hat er auch bewiesen, dass er über ein ungewöhnlich weit
reichendes Verständnis für den menschlichen Geist und seine An-
liegen verfügt. Er hat sich in der Vergangenheit einmal um eine
Ausbildung zum Ifrit beworben, das Programm dann aber wieder
verlassen. Nichtsdestoweniger habe ich den Eindruck, dass es eine
sehr angebrachte Verwendung seiner Gaben wäre, ihn zum Ifrit zu
ernennen. Eine Produktivere, als ihn irgendwo auf der Erde zu
bannen.«
Nein. Ich will doch gar nicht zurückgehen. Ich will nicht sehen,
dass Viola mich vergessen hat. Abgesehen davon werde ich mich
nicht von ihr fernhalten können ich weiß, dass ich dazu nicht in
der Lage bin. Dies ist genauso übel, wie gebannt zu werden. Schlim-
mer. Es wäre fürchterlich für mich, ganz allein zu sein, aber wenig-
stens würde ich sie dann nicht ohne mich leben sehen müssen.
Der ledrige Älteste runzelt ein paar Sekunden lang die Stirn und
fährt sich mit einer Hand über seine riesigen Augenbrauen. Die
übrigen Ältesten sortieren ihre Papiere, ein paar nicken, andere se-
hen missbilligend aus. Der Ifrit weicht meinem Blick immer noch
aus.
»Du glaubst also, er wäre in der Lage, wirkungsvoll zu drücken?
Es heißt in den Unterlagen, dass er während der Ausbildung einen
verhältnismäßig einfachen Drücker nicht durchführen konnte &
einen Zusammenstoß oder etwas in dieser Art.«
»Ich glaube, er wird bei der Art und Weise, wie er drückt, seinen
eigenen Stil entwickeln. So wie alle Ifrit es tun«, sagt der Ifrit.
»Natürlich würde er seine Stelle als Blumenbote aufgeben
müssen & «
Nein. Zwingt mich nicht dazu, das zu tun.
212/230
»& um sich den Ifrit anschließen zu können.«
Die Ältesten beugen sich über den Tisch und murmeln mitein-
ander, eben leise genug, dass ich sie nicht verstehen kann.
»In Ordnung also«, sagt der Ledrige, als alle anderen Ältesten
sich auf ihren Stühlen zurücklehnen. »Es ist deine Entscheidung,
wie du deine Schuld begleichst. Du kannst für die Dauer von sechs
Monaten in einen irdischen Gegenstand gebannt werden oder dich
achtzehn Monate lang dem Ifrit-Programm zur Verfügung stellen.
Zu diesem Zweck würdest du deinen derzeitigen Arbeitsplatz
aufgeben, die Ifrit-Ausbildung absolvieren und dich bei der
Aufgabe des Drückens als kompetent erweisen müssen.«
Sechs Monate. Es wären bloß sechs Monate. Danach könnte ich
zurückkommen und wieder Blumen ausliefern. Wie könnte ich bei
einem Sterblichen einen Drücker anbringen, vor allem jetzt noch?
Und wie kann ich zur Erde zurückkehren, ohne Viola finden zu
wollen, ohne dass es mich jedes Mal fast umbringt, wenn ich sehe,
[ Pobierz całość w formacie PDF ]