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Hauptstadt lagen, wurde eine deutsche Provinz gegründet, das sog. Neu-
Reich, das auch ins Reich eingegliedert wurde, jedoch einige eigenständige
Verwaltungsbereiche besaß und durch eine Grenze von den alten Gebieten
des Reiches abgetrennt war. Aus den restlichen Gebieten Polens wurde das
Generalgouvernement gebildet, ein Gebilde mit undefiniertem Rechtssta-
tus, geleitet von einem deutschen Gouverneur und deutschen Behörden. Auf
jedem der oben genannten Territorien wurde zwar eine andere, aber das glei-
che Ziel verfolgende Politik geführt. Laut den ersten Erklärungen des Gene-
ralgouverneurs Frank sollte das Generalgouvernement zum Wohnsitz der
Polen werden. Die übrigen Territorien unter deutscher Leitung sollten laut
einer Strategie, die bereits in den ersten Monaten der Besatzung vorgestellt
wurde, deutsches Territorium werden auf dem kein Platz für Polen war.
Tatsächlich aber war dies nur eine Aufteilung der bereits beschriebenen
Vernichtungsaktion in Etappen. Auf den in das Reich eingegliederten Ge-
bieten sollte die Vernichtungsaktion des Polentums schneller durchgeführt
werden, auf den übrigen etwas später.
Die Bevölkerung in den Gebieten unter deutscher Führung wurde von
den Besatzern nach Nationalität in Gruppen eingeteilt. Aus dieser Bevölke-
rung wurden Menschen mit deutscher Abstammung herausgenommen, die
eine eigene Gruppe, der sog. Volksdeutschen bildeten, die zu einer Stütze
der deutschen Politik im Land und gleichzeitig ihrem Instrument werden
sollten. Im Vergleich zur restlichen Bevölkerungsmasse stand ihnen eine Viel-
zahl von Privilegien zu, z.B. im Wohnbereich, im Bereich der Verpflegung,
bei der Vergütung und nicht zuletzt bei der Sicherheit, die der polnischen
Bevölkerung nicht zustanden. Dem gegenüber stand die ausgesonderte Masse
der jüdischen Bevölkerung, der sogar diejenigen Rechte entzogen wurden,
die die polnische Bevölkerung besaß, und die als erste für die Vernichtung
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vorgesehen war. Ferner wurden aus der Gesamtbevölkerung weitere Grup-
pen herausgebildet, wie die ukrainische, russische und weißrussische Be-
völkerung, denen ähnliche Privilegien wie den Volksdeutschen zugespro-
chen wurden. Es wurde außerdem versucht, die polnische Gesellschaft noch
tiefer zu spalten, indem eine fiktive Bevölkerungsgruppe der Goralen gebil-
det wurde. Zwischen den einzelnen Bevölkerungskategorien wurde von
Beginn an versucht Hass und Verachtung gegenüber der schlechter situier-
ten Gruppe zu schüren. Jede dieser Territorial- und Bevölkerungsgruppen
unterlag einer unterschiedlichen Behandlung.
Die jüdische Bevölkerung verlor von Anfang an auf dem gesamten
Territorium das Recht auf Eigentum, wurde in großem Umfang in ihrer Frei-
heit beschränkt, zur brutalen und unbezahlten Zwangsarbeit verschleppt,
in der Verpflegungsration diskriminiert, physisch und psychisch misshandelt
und war außerstande ihre Religion auszuüben. Zudem war sie zu jeder Zeit
in Lebensgefahr. Mit dem Fortschreiten der Besatzung wurde sie zwangs-
weise in speziellen geschlossenen jüdischen Vierteln zusammengetrieben,
was den Beginn ihrer biologischen Ausrottung darstellte.
Die in das Reich eingegliederten Gebiete sollten bereits von Anfang an
frei von jeglichem bewussten polnischen Leben sein, ohne polnische Bevöl-
kerungsmehrheit sollten sie zu Siedlungsgebieten für Deutsche aus dem Reich
und östlichen Gebieten werden und mit verdienten Militärs besetzt werden.
Die dort lebenden Polen befanden sich somit in einer ähnlichen Situation,
wie die Juden im übrigen Land.
Bereits in den ersten Monaten der Besatzung, zum Ende des Jahres
1939 und in der ersten Hälfte von 1940, wurde die dortige polnische Bevöl-
kerung all ihrer Güter enteignet, einschließlich fast aller Gegenstände des
privaten Gebrauchs. In dieser Zeit und auch später wurden massenhafte, bis
an die Millionengrenze gehende und skrupellos durchgeführte Vertreibun-
gen der polnischen Bevölkerung vorgenommen. Sie wurde teilweise ins Ge-
neralgouvernement, teils wenn es sich um arbeitsfähige Personen han-
delte zur körperlichen Arbeit ins Reich verschleppt. Die noch auf diesen
Territorien lebende polnische Bevölkerung enteignet und des Rechtes auf
Bildung beraubt; außerstande qualifizierte Arbeit zu verrichten; für die ein-
zig zugängliche, körperliche Arbeit weit schlechter als Deutsche vergütet;
mit einer viel schlechteren Verpflegung als die deutsche Bevölkerung lebend;
von ihren Wohnungen in die Keller verbannt; in der Ausübung ihrer Religi-
on eingeschränkt und nicht zuletzt einem speziell eingeführten Strafgesetz-
buch und ständigem Terror unterliegend fand sich in der Rolle der Skla-
ven wieder.
Auf den in das Generalgouvernement eingegliederten Gebieten hatte
die polnische Bevölkerung anfangs mehr Rechte als in den Westgebieten. Im
Laufe der Jahre wurden aber auch sie immer stärker zugunsten der deut-
schen Bevölkerung eingeschränkt.
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Immer deutlicher entlarvte sich die Lüge des Generalgouverneurs
Frank, der ursprünglich ankündigte, dass auf diesem Gebiet das polnische
Volk seine eigenen nationalen Identität frei ausleben könnte.
Anstelle dieser Freiheit trat die brutale Ehrlichkeit der Worte Himmlers,
die in der Besatzungszeitschrift Warschauer Zeitung vom 8. August 1942 zu
Tage trat: Unsere Aufgabe besteht darin... herbeizuführen, dass im östlichen
Grenzland tatsächlich nur Menschen mit deutschem, germanischem Blut leben.
Die Geschichte dieser Besatzungsgebiete ist der deutlichste Ausdruck
der Entwicklung der deutschen Politik Polen gegenüber.
3. Kampf gegen polnische Kultur
Das Streben nach der Vernichtung des polnischen Volkes zeigte sich
vor allem im Kampf gegen das polnische Nationalbewusstsein und gegen
alle Erscheinungen des kulturellen Lebens. Bereits die Gefechte von 1939
waren geprägt von der Zerstörung einer Vielzahl von Kulturgütern, wie
Denkmälern, Sammlungen, Bibliotheken usw., die oft in keinerlei Zusam-
menhang mit den militärischen Notwendigkeiten standen. Folglich hat Po-
len bereits damals in diesem Bereich erhebliche Verluste hinnehmen müs-
sen. Im Laufe der Besatzungszeit erhöhten sich diese Verluste beträchtlich.
Im Bereich der polnischen Kultur kommt die Überlegung und Plan-
mäßigkeit der deutschen Vernichtungspolitik am deutlichsten zum Vorschein.
Davon zeugen ohne jeden Zweifel die erhaltenen Anweisungen, Rundschrei-
ben und andere Dokumente, der riesige Vernichtungsapparat und das zahl-
reiche, einer einheitlichen Disziplin unterliegende Ausführungspersonal. Als
es den Deutschen nicht gelang, die gesamte polnische Bevölkerung in kur-
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